The Morning Of


Wenn ich an meine erste Liebe denke, dann fallen mir spontan vor allem zwei Sachen ein. Die erste ist ein wunderbar unbeholfenes, selbstgemaltes Plakat mit einem krummen und schiefen Herz darauf und der Unterschrift “ I love you.” und das andre ist ein Song, der mich immer und immer wieder an meinen 1. Freund erinnert und das wahrscheinlich auch immer tun wird. Kennen gelernt haben wir uns damals auf einem Konzert und über Freunde irgendwann im Sommer, zusammen gekommen sind wir nach etlichen Telefonaten und Treffen dann ein knappes halbes Jahr später im November, am 11.11 (ja das ist der Beginn der Faschingszeit, und ja DAS war der Grund, warum er sich traute bei mir anzurufen- furchtbar unromantisch ich weiß, aber so war es.) Er hat mir damals alle Zeit der Welt gelassen, ich war schrecklich schüchtern und hatte vor ihm absolut keinen Kontakt zur männlichen Spezie. Nach drei Wochen war er der 1. Junge, der mich geküsst hat, sehr klischeehaft nachdem wir auf dem Weihnachtsmarkt waren, ich weiß nicht mehr genau um was es ging, aber er wollte mir, glaube ich, irgendetwas nicht zurück geben, was er mir weg genommen hatte, worum wir uns spaßhalber stritten, und auf einmal standen wir dann da in der Dunkelheit und es hatte angefangen zu schneien. Irgendwie musste er mich dann wohl an sich ziehen und küssen. Ich denke mal, dass sich wirklich jeder an die erste Berührung von einem Jungen erinnern, weil sie etwas ganz besonderes ist, auch wenn sie natürlich nie so ist, wie man sie sich vorgestellt hat. Ich war schrecklich aufgeregt, und hatte wahnsinnig Angst irgendetwas falsch zu machen, aber heute so im Rückblick muss ich sagen, dass es wunderschön war und er auch der Richtige dafür. Wir haben eigentlich jeden Tag sicher zwei Stunden telefoniert, weil wir nicht ganz nah bei einander gewohnt haben, und die Tage, an denen wir uns dann sehen konnten, haben mich definitiv glücklich gemacht. Irgendwie haben wir uns wohl wirklich geliebt, und er war der festen Überzeugung, dass wir heiraten würden, und wollte unbedingt zwei Kinder, mindestens eine Tochter. Was sich jetzt vielleicht lächerlich anhört, war damals wirklich süß, ich hab’ mich gut gefühlt neben ihm und in seinen Armen. Er war der erste Junge, der mich berühren durfte, und es konnte passieren, dass er obwohl er eigentlich arbeiten musste, einfach bei mir aufkreuzte und mir erzählte, wie sehr er mich vermisste . Alle unsere Freunde fanden uns sehr süß und damals schien mir alles einfach nur perfekt. War es natürlich nicht, aber wahrscheinlich wäre es auch langweilig, wenn es so gewesen wäre. Er hatte ziemlich krasse Alkoholprobleme, die ich damals aber ohne weiteres in Kauf genommen habe, und mich einfach um ihn gekümmert habe, wenn er nachte weinte und mir unter Tränen und völlig betrunken erzählte, wie sehr er mich brauchte. Ich glaube bis heute, dass er jedes Wort zu diesem Zeitpunkt ernst gemeint hat, und auch mein “Ich liebe dich” hat sich damals absolut richtig angefühlt. Trotzdem ist passiert, was im Leben leider (oder Gott sei Dank.) immer passiert: Von einem auf den anderen Tag war alles vorbei, er betrog mich und entschied sich für die andere. Wir trennten uns nach vier Monaten, zwar im Guten, aber trotzdem waren die ersten Tage danach die Hölle, alles erinnerte mich an ihn und ich weiß bis heute nicht, wie viele Nächte ich wegen ihm schlaflos und verheult verbracht habe, vor allem weil ich zwar eigentlich wusste, dass Schluß war, er sich regelmäßig bei mir meldete um sich um mich zu kümmern. Irgendwann war einfach okay, und das Leben ging weiter, wenn auch lange nicht so einfach. Wieder gesehen haben wir uns dann nach einem Monat auf einer Party, bei der ich heulend in den Armen eines Freundes landete (der heute mein bester Freund ist- die Sache hatte auch etwas gutes ;)), der Barkeeper mir total verzweifelt einen Sekt nach dem anderen spendierte weil die Tränen nicht aufhören wollten und ich irgendwann trotzig und betrunken etwas mit einem Freund meines Ex anfing. Am nächsten Tag beendete dieser dann die Beziehung zu seiner Freundin, um dann regelmäßig heulend bei mir zu landen und mich anzuflehen ihn zurück zu nehmen, und sich für “den größten Fehler seines Lebens” zu entschuldigen . Das ging über ein halbes Jahr so, es gab hin und wieder noch verstohlene Küsse und Berührungen zwischen uns, aber zusammen gekommen sind wir nie wieder. Eigentlich frage ich mich immer noch, warum ich ihm damals keine zweite Chance gab, aber wahrscheinlich hatte ich einfach zu viel Angst wieder verletzt zu werden. Was mir übrigens bis heute geblieben ist, seitdem gab es zwar einige Jungs in meinem Leben, aber irgendwie habe ich nie wieder jemanden so nahe an mich heran-, oder meine Gefühle zugelassen. Klar hab’ ich mich öfters gefragt, wie es heute wohl wäre, wenn er noch mal mein Freund geworden wäre, aber ich weiß, dass ich heute nicht zu ihm gehören wöllte, also muss die Entscheidung wohl die richtige gewesen sein. Das ganze Drama ist jetzt nicht ganz zwei Jahre her, und auch wenn es nicht immer schön war, bin ich sehr sehr froh, dass es passiert ist. Vorallem hat die Geschichte sogar ein halbes Happy-End: Er hat jetzt seit kurzem eine neue Freundin, und ich glaube er ist glücklich, was alles ist, was ich mir für ihn gewünscht habe. Weil er ein besonderer Mensch ist, und mir unglaublich viel bedeutet, trotz oder gerade weil so viel passiert ist, er aber immer zu mir gehalten hat. Für viele mag es unverständlich sein, und ich hab’ auch nicht immer daran geglaubt, aber wir sind enge Freunde, und ich vertraue ihm, bis heute.

Hannah, 16

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