Meine erste Liebe #43

Das schöne an Fotos ist, sie verändern sich nicht, auch wenn die Menschen darauf es tun.
Zu allererst sollte ich erwähnen, dass über meine erste, große Liebe ein 50 Seitiges Buch existiert. Ich habe alles aufgeschrieben, vom Anfang bis zum Ende. Ich habe jedes Gefühl und jede Träne festgehalten. Dieses Buch ist für mich wohl das unbezahlbarste auf diesem Planeten. Es ist wohl einfach viel zu privat um es hier komplett zu veröffentlichen, deshalb eine Kurzfassung der Kurzfassung. Oder soetwas in der Art.

Ich hatte immer Angst vor dem Moment, in dem ich an ihm vorbei laufe und er mir egal ist und ich ihm genauso. In dem ich an ihm vorbei laufe und es so kalt um uns ist und wir so tun als wäre nie irgendwas zwischen uns gewesen, dabei war es die Welt und vielleicht noch viel mehr. Acht Monate hat unsere Beziehung gehalten. Ich muss zugeben, diese acht Monate waren die lehrreichsten, schönsten Monate in meinem Leben. Ich habe sehr viele Tränen vergoßen und trotzdem alles in mich aufgesogen wie ein Schwamm. Aus meinen Fehlern gelernt, und auch aus seinen.

Für jedes Mädchen gibt es diesen einen Jungen, über den sie nie hinwegkommt. Das weiß wohl jeder hier. Der eine, der sie jedesmal zum lachen bringt. Der eine, dessen Name überall auf ihrem gebrochenen Herz geschrieben steht. Dieser Junge war er für mich.

Mittlerweile sind 8 Monate seit unserer Trennung vergangen. Mittlerweile bin ich neu verliebt und mittlerweile, würde ich sagen, habe ich auch mit ihm abgeschloßen. Über uns gibt es so wahnsinnig viel zu erzählen, dass dieser Text nicht ansatzweise reicht um auch nur einen winzigen Teil der Geschichte zu offenbahren. Ich will auch gar nicht versuchen völlig Fremden zu erklären, warum das zwischen uns so einzigartig war. Ich will euch nur sagen, in diesen Acht Monaten habe ich Glück gefressen, Wahnsinn geatmet, ich habe geküsst und ich habe geliebt. Ich habe gelacht, geweint und riskiert. Und bis hier hin habe ich keine Sekunde bereut. Ich denke, mir ist Liebe widerfahren und ich bin froh darüber. Denn sie war jede Träne wert. Ihr solltet das Lächeln sehen das sich gerade über meine Lippen erstreckt. Und ihr solltet die Träne sehen die gerade meine Backe passiert.

Danke, wem auch immer ich dafür danken muss, dass meine erste, große Liebe so ein Mensch gewesen ist. Danke, das ich so viele Fehler gemacht habe und danke, dass ich lieben durfte, auf so eine wundervolle Art und Weiße. Du hast dir den Platz in meinem Herzen verdient, und jetzt wirst du ihn auch nicht mehr los.

Lina, 16

Und ich hab fast nie an Dich gedacht, ausser am Tag und in der Nacht.




Am zwansigsten August Zweitausendsieben kam ich in die siebte Klasse. Ich war zwölf Jahre alt und total aufgeregt, weil es eine neue Schule und völlig Fremde Leute waren. Lediglich eine Freundin von mir war ebenfalls in meiner Klasse, was mir ein wenig half, meine Schüchternheit zu überwinden. Es war für mich etwas völlig neues, denn ich hatte vorher noch nie die Schule wechseln müssen und war auch froh darüber. Allerdings war alles eigentlich gar nicht so schlimm, wie ich zu Anfang vermutete, denn jeder in der Klasse war wirklich außerordentlich freundlich und sie akzeptierten die 5 neuen Schüler in der Klasse sofort.

Es verging eine Woche, ich hatte mich gut eingelebt und war sehr zufrieden mit der Schule und den Menschen dort. Ich saß am siebenundzwanzigsten August zu Hause vor dem Pc meiner Mutter und schrieb mit Leuten, die mittlerweile meine Freunde waren, aus meiner Klasse in Icq. Es ging um belangloses Zeug, bis zu einem bestimmten Punkt. M. fragte mich, wie ich denn die drei S. aus unserer Klasse so finden würde. Ja, es waren drei Jungs, die den selben Vornamen trugen, weswegen wir sie alle mit ihren Nachnamen ansprachen. Ich antwortete, dass ich es nicht genau sagen könnte und warum sie fragte. Darauf kam von ihr die Gegenfrage, wie ich denn P. finden würde.

Meine Antwort war: "Ganz süß." Das war's, ich antwortete lediglich, dass ich ihn ganz süß fand und dabei wurde mir bewusst, dass ich gar nicht wirklich auf ihn geachtet habe. Aber ich wusste dennoch, dass ich die Wahrheit sagte. Und von da an kam alles ins Rollen, sie gab mir seine Icq-Nummer und wir fingen an zu schreiben und irgendwann fragten wir dann beide gleichzeitig: "Also...sind wir jetzt zusammen?" Und genau gleichzeitig antworteten wir auch: "Von mir aus, gerne." Am nächsten Tag haben wir uns dann in der Schule getroffen und uns nebeneinander gesetzt, allerdings hat keiner von uns ein Wort gesprochen.

Es war anders, wenn wir schrieben, denn dann hatten wir unendlich viele Gesprächsthemen und uns war niemals wirklich langweilig. Es ging eine ganze Weile so weiter, doch kam es auch dazu, dass wir uns getroffen haben, Händchen hielten und uns schüchtern auf den Mund geküsst haben. Ich war seine erste Freundin und er mein erster Freund. Und vielleicht war gerade das der Grund, warum alles nur einen Monat hielt. Wir waren einen einzigen Monat zusammen, aber ich war unendlich verliebt in ihn. Er war einfach wunderschön, für mich. Mein ganzer Körper kribbelte immer, wenn ich ihn nur sah. Und ich liebte es, seine Hand zu halten.

Ich habe mich danach nie wieder so gefühlt, bei keinem anderen Jungen. Deswegen war mir damals schon klar, dass er meine große Liebe sein muss. Und als wir nicht mehr zusammen waren, war ich unglücklich, wie noch nie. Ich habe oft geweint, obwohl ich erst zwölf/dreizehn Jahre alt war. Und ich habe zwei Jahre lang versucht, ihn gleichzeitig wiederzubekommen und ihn zu vergessen. Das hat nie funktioniert. Bis vor zwei Jahren. Ich habe nicht mehr an ihn gedacht, war in einen anderen Jungen verliebt und glücklich. Das hielt bis zu meinem siebzehnten Geburtstag.

In Facebook gratulierten mir alle möglichen Menschen, darunter auch er. Und darauf habe ich ihn angeschrieben, ihn gefragt, woher es kommt, dass er mir so plötzlich schreibt. Und seine Antwort hieß lediglich, warum er denn nicht schreiben solle. Es fing wieder an, ich dachte Tag und Nacht an ihn, schwärmte für ihn, weil er immer noch so wunderschön war. Irgendwann haben wir wieder Icq-Nummern ausgetauscht und geschrieben. Und am Tag darauf haben wir uns getroffen. Von da an ging alles so schnell, irgendwie. Er hat bei mir geschlafen und wir lagen in meinem Bett, schauten einen Film im Fehrnsehen.

Ich sah ihn an, statt meinen Kopf zum Fehrnsehen zu drehen und als er das bemerkte, sah er mir in die Augen. Ich konnte mich sehen, in seinen Augen, bis er sie schloss. Er atmete tief ein, als würde er sich beruhigen wollen und ich sah ihn einfach nur an, wie er da neben mir lag, seine Augen geschlossen waren und er langsam ausatmete. Dann beugte er sich zu mir und wir küssten uns, doch diesmal nicht nur auf den Mund. Wir küssten uns lange, intensiv. Es war wundervoll. Als würden wir schweben.

Aber es blieb nicht dabei, dass wir uns nur küssten. Ich wollte mehr, so viel mehr, ich wollte alles von ihm. Nur irgendwie musste ich ihm noch sagen, dass das hier mein erstes Mal werden würde, denn ich wollte, dass er vorsichtig war, obwohl ich wusste, dass er das so oder so sein würde. Ich sagte ihm also, ich sei noch Jungfrau. Und seine Antwort war, ob ich mir denn sicher sei, das jetzt mit ihm zu erleben. Ich nickte nur häftig mit dem Kopf und versuchte, mich zu entspannen.

Er versuchte wirklich alles mögliche, doch es half nichts, denn die Schmerzen waren einfach unerträglich. Und nach kurzer Zeit nahm er mich einfach in den Arm und küsste mein Gesicht, meinen Hals, meine Schulter, meinen Arm, meine Hände. Irgendwann schliefen wir so ein und ich wusste, dass es richtig war, es trotzdem jetzt schon probiert zu haben. Es war richtig, alles mit ihm war richtig und fühlte sich wundervoll an.

Das war der dreiundzwanzigste März diesen Jahres. Seit dem sind wir ein Paar und so glücklich wie eh und je. Er tut mir unbeschreiblich gut und er ist einfach ein wundervoller und wunderschöner Mensch. Vor ein paar Monaten musste ich umziehen, ich wohne jetzt ungefähr siebzig Kilometer von meinem alten Zuhause entfernt. Doch das stört ihn nicht. Er macht jetzt extra seinen Führerschein so schnell wie er kann und fährt so oft er kann mit dem Zug hier runter.

Ich kann nicht sagen, ob es ewig hält. Aber ich wünsche es mir. Denn er ist der Mann, den ich liebe und immer geliebt habe. Und er ist der Mann, dessen Nachnamen ich möchte und mit dem ich alt und verschrumpelt werden möchte. Er ist meine erste große Liebe. Und meine einzige.