Ich erinnere mich noch gut an meine erste Liebe. Das ist
lange her. Aber meine wirklich erste, große Liebe liegt noch gar nicht so
lange zurück. Über 3 Jahre sind seitdem vergangen. Mir kommt es vor wie
eine Ewigkeit.
Angefangen hat alles, wie bei so vielen Menschen in der heutigen
Zeit, über das Internet. Ich war frisch getrennt, hatte die Trennung
gerade verdaut und war eigentlich nicht auf der Suche nach etwas Neuem.
Aber dann kam es anders als geplant. Wie so oft im Leben.
Aus Langeweile hatte ich mich bei Wer-Kennt-Wen angemeldet. Einfach, um mich
mit meinen Freunden, Bekannten und Familienmitgliedern, Kollegen etc.
zu vernetzen. Damals war Facebook noch nicht so das große Ding und
bei Wer-Kennt-Wen war irgendwie jeder. Auch er. Er hinterließ mir einen
netten Eintrag im Gästebuch. Dass er dies bei vielen anderen Mädchen
tat, wusste ich damals nicht. Ich war auch nicht besonders angetan,
nahm aber seine Kontaktanfrage an. Warum auch nicht? Man weiß nie, was
sich aus einem Online-Kontakt entwickeln kann. Immerhin habe ich so
vor Jahren meine beste Freundin gefunden.
Er schrieb mir eine E-Mail, die einfach sehr nett und echt charmant war.
Schnell stellte sich heraus, dass wir nicht nur eine Ausbildung im
gleichen Job machten, sondern auch ansonsten ähnlich tickten. Die Fotos,
die ich in seinem Profil sehen konnte, waren toll. Er hatte dunkelbraunes,
fast schwarzes Haar, sehr dunkle Augen und sah wirklich gut aus. Naja,
Fotos sagen natürlich viel aus. Wir schrieben zwei Wochen hin und her,
dann fragte er nach einem Treffen. Ich wollte nicht sofort. Zu sehr
steckte mir meine Trennung noch in den Knochen. Aber irgendwann gab ich
ihm dann doch eine Chance.
Wir verabredeten uns für den 05.12.2009. Es war
Weihnachtszeit, ich hatte gute Laune und ich wollte ihn kennen lernen.
Zuvor hatte er mir via ICQ noch ein Foto von sich geschickt, dass mich
wirklich umgehauen hatte. Er sah einfach zu gut aus und war in seiner Art
sehr liebevoll. Wir hatten viel miteinander geschrieben und telefoniert.
Es war sofort klar, wie das Treffen ablaufen würde.
Als wir uns dann sahen, war es für mich Liebe auf den ersten Blick. Er sah
umwerfend gut aus und ich hatte richtiges Herzklopfen. Beim ersten Treffen
kam es auch zum ersten Kuss. Ich war hin und weg und so verliebt. Das
Problem: während dem Wochenende war er bei seiner Familie. Diese wohnte in
meinem Heimatort. Wir konnten uns also nur am Wochenende sehen, was mich
erst gar nicht störte. Wir waren verknallt und das war das Wichtigste.
Die Vorweihnachtszeit verlief für mich somit rosarot. Liebe Nachrichten,
liebevolle Telefonate und SMS - ich schwebte auf Wolke 7. Ich wusste
nicht, wie hart ich schon bald auf den Boden der Tatsachen heruntergeholt
werden würde. Die ersten Streitigkeiten ließen nicht lange auf sich
warten. Wir hatten unterschiedliche Vorstellungen. Er begann, mich nach
wenigen Wochen einzuengen. Eine meiner engsten Freundinnen hatte
ein Auslandssemester in Frankreich verbracht und ich hatte sie
vermisst. Nun war sie wieder da und besuchte mich. Mein Freund war in der
Zeit bei seinen Eltern und hatte somit auch viel Zeit für mich. Es
passte ihm nicht, dass ich einen Nachmittag lieber für meine Freundin
und mich wollte. Wir hatten noch so viel Zeit, sie hatte ich 6 Monate
und länger nicht gesehen. Er war sauer, eingeschnappt. Das war der
Anfang vom Ende. Ja, ich hatte mich in etwas verrannt. Die
Verliebtheit war noch immer da. Doch wir stritten uns oft. Er empfand mich
als schwierig, ich ihn als kompliziert. Er hatte mit den Altlasten seiner
Vergangenheit zu kämpfen - ich auch. Irgendwann war es ihm zu viel.
Er war die Woche über nicht da und mir ging es schlecht. Ich wollte nur
ein paar liebe Worte über das Telefon. Aber er wollte nicht mit mir reden.
Er zog sich immer mehr zurück. Ich passte nicht in sein Bild einer Frau.
Er war böse, machte Schluss. Und das war hart. Ich fiel in ein tiefes,
schwarzes Loch. Eine Trennung tut weh. Man ist einsam, man möchte nicht
allein sein und wünscht sich die wunderbaren Momente der Beziehung zurück.
Doch ein weiterer Versuch lief ebenfalls schief. Unsere Liebe war nicht
stark genug, gegen die äußeren Umstände anzukämpfen. Wir trennten uns. Ich
weinte sehr viele Tränen um ihn. Noch heute vermisse ich viele Momente,
noch heute denke ich an ihn. Doch die Chance, dass wir jemals wieder
zueinander finden, ist sehr gering. Einige Zeit vor ihm hatte ich jemanden
kennen gelernt. Ein guter Freund. Kurz nachdem meine Trennung passierte,
meldete er sich bei mir. Auch seine Freundin hatte Schluss gemacht.
Gemeinsam trösteten wir ein einander, verbrachten viel Zeit zusammen und
unternahmen viel.
Irgendwann wurde aus dieser Freundschaft und aus dem Zusammensein Liebe.
Es war anders. Es war nicht die rosarote Brille, die ich aufhatte. Ich sah
alles realistischer und klarer. Ich wusste, was ich wollte und was nicht.
Diese neue Beziehung hat mich ebenfalls schon viele Tränen und Trauer
gekostet. Doch auch viel Freude und Glück. Sie hat sich bewährt. Wenn wir
streiten, kommen wir schnell wieder zu dem Punkt der Versöhnung. Oder wir
merken, was einen Streit wert ist und was nicht.
Durch eine zerbrochene Beziehung, durch eine schmerzhafte Trennung, fand
ich den Mann, mit dem ich nun schon eine Weile zusammen bin. Wir gehen
jetzt ins vierte gemeinsame Jahr und haben so vieles zusammen durchgestanden.
Wir wohnen zusammen, haben gemeinsame Freunde, mögen die Familie des
anderen. Und es zeigt, dass Liebe nicht perfekt sein muss, sondern nur
echt.