Liebe verjährt nicht


Sie hat früh angefangen - meine erste Liebe. Ich bin in die Grundschule gekommen und sah sofort ihn. Wir verstanden uns gut, haben viel mit einander gemacht - natürlich wie Grundschüler eben sind. Irgendwann in der zweiten Klasse hat er mir dann einen Liebesbrief geschrieben. Ich weiß noch, wie ich als 7 Jährige rum gehoppst bin und mich erwachsen gefühlt habe. Obwohl ich damals gerade erst mal wusste was Liebe heißt, aber nicht wusste wie man sie fühlt. Nach einem Jahr wusste die ganze Klasse dass er auf mich stand. Wir wechselten schon in der Grundschule immer Blicke. Es war komisch, da ich erst so jung war, aber dieser Junge hat mich schon damals fasziniert, so weit man das überhaupt sagen konnte. 
Dann kam es - der Schulwechsel. Ich weiß noch wie er mir am letzten Tag die Hand geschüttelt ist und dann gegangen ist. Aus meinem Leben gegangen ist.
Ich kam in die fünfte Klasse und wir hatten keinen Kontakt mehr. Er ging auf eine Schule in der Stadt - ich auf dem Land. In der sechsten Klasse schrieb er mir erneut einen Brief, dass es eine schöne Zeit gewesen war. Ich weiß noch wie ich nur mit dem Brief in den Armen da lag und glücklich war. Er schrieb mir ebenso, dass er mich sehr lieb hatte.
Trotzdem hatten wir keinen Kontakt mehr - ich war noch viel zu jung.
Jahre vergingen, bis ich in die neunte Klasse kam. Davor hatte ich eine verkorkste Beziehung hinter mir und meine damalige beste Freundin hatte mit diesem Ex etwas. Dementsprechend war ich gegenüber Jungs gestimmt. Doch dann wurde ich zu einem Klassentreffen eingeladen. Ich weiß noch wie aufgeregt ich gewesen war, denn meine Gedanken hingen Nächte an ihm, seit ich wusste dass er auch kommen würde. Dann war der große Tag gekommen und es lief alles wie in einem Film ab. Ich kam die Treppen hinunter, zu dem Raum in dem das Treffen stattfand und sah ihn. Ich sah nur seine Augen, seine Lippen, sein Gesicht und ich sah mich darin. Meine Kindheit. Wir starrten uns für Augenblicke an - wir hatten uns beide so verändert. Wie damals schüttelte er mir die Hand und dann lächelte er auf einmal. Ich hätte in diesem Moment weinen können, das weiß ich noch. Nie hatte ich damals wirklich begriffen, wie sehr ich ihn vermisste hatte, meine Kindheit sozusagen vermisst hatte.
Das Klassentreffen verlief nett, wir redetet, tauschten die Jahreserfahrungen aus und hatten Spaß miteinander. Am Ende tauschten wir Nummer und ich fühlte mich wie auf Wolke 7.
Ungefähr 4 Tage später meldete er sich bei mir und fragte mich ob wir bald zusammen etwas machen wollten. Am Wochenende gingen wir zusammen frühstücken und dann sind wir ein bisschen rumgelaufen. Alles verlief ruhig und entspannt, sehr freundschaftlich. Zum Abschied umarmte er mich und die Schmetterlinge tanzten in meinem Bauch Samba.
Darauf hin hatten wir noch hundert weitere Dates, zum Kuss kam es aber nie. Bis zu dem einem Tag. Es war, glaub ich, ein Sonntag und wir waren den ganzen Tag an einem See. Wir lagen nebeneinander und redeten über unsere früheren Beziehungen. Ich lachte über seine Exfreundinnen und er machte sich über meinen lustig. Unser ersten Kuss hatte ich noch alles im Gedächtnis - noch jede einzelne Tat von ihm. Er hatte sich zu mir hinunter gebeugt und dann mich ins Ohr geflüstert, wie sehr er mich vermisst hatte und wie wunderschön ich geworden war. Dann hatte er mich geküsst. Und mein Gott hatte ich ihn in diesem Augenblick geliebt.
Für uns war an dem Tag klar, dass wir zusammen sind und das auch so gehörte.
Die Beziehung hielt 14 Monate, 14 wunderschöne Monate, dann machte er Schluss. Ich wäre nicht die Richtige sagte er, er liebte jemand anderen. Jetzt, ein paar Monate danach geht es mir wieder einigermaßen gut, ich vermisse ihn immer noch aber ich habe die Zeit abgeschlossen. Zumindest hoffe ich das.

Lea, 16

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