Die erste Liebe #38




Februar 2011. Es ist der Tag des Karnevalsumzugs und ich stand mit zwei Freundinnen auf dem Platz. Drei junge Männer kommen an uns vorbei und wir kommen über unsere Masken ins Gespräch. Als wir dann die Masken abgesetzt hatten, kam er rum und malte uns allen etwas auf die Wange. Meinen zwei Freundinnen ein seinen Anfangsbuchstaben und dann kam er zu mir. Ich sträubte mich, sah nicht ein wozu ich solch' ein Autogramm von einem Unbekannten brauchte. Er sah mich lächelnd and und bat mich keine Spielverderberin zu sein und ich gab mich geschlagen. Schon damals konnte ich nichts gegen seine Überredungskünste ausrichten. Am nächsten Tag stand ich in der Cafeteria unserer Schule. Unsere Blicke trafen sich und wir grinsten schelmisch. Bis dahin wusste ich nicht mal, dass er auf meine Schule ging. Damals war er in der 10. Klasse. Ich errötete etwas, weiß der Geier warum. Eigentlich war ich nicht an ihm interessiert. Er war kein wirklich gutaussehender Mann, einfach nicht mein Beuteschema und deshalb machte ich mir keinen Kopf mehr. Außer seiner Freundschaftsanfrage bei Facebook kam nichts mehr von ihm und von mir auch nichts, außer meiner Bestätigung. 
September 2011. Mehr als ein halbes Jahr keinen Kontakt und ich dachte nicht einmal mehr an ihn. An unserer Schule war ein Sportfest und er schreib die Wurfwerte auf. Als ich dran war lächelte er kurz. Mein Wurf war mies. Höchstens 10m. Auf dem Papier standen 27m, mir war es ein Rätsel. Eine überraschende Nachricht von ihm klärte mich auf: er hatte geschummelt. Nicht für sich selber, nein. Für mich. Ich lachte innerlich, schrieb ihm eine Antwort in der ich lieb dankte und erwartete nichts mehr. Doch dann entstand ein reger Austausch. Wir schrieben viel, hatten extrem viel Kontakt. Egal ob über SMS oder übers Internet. Er schrieb immer sehr nett, oft auch zweideutig aber ich gab dem keine Aufmerksamkeit. Ich freute mich, dass wir so ein gutes Verhältnis aufgebaut hatten. Er erzählte mir alles und ich ihm. Wir waren füreinander da. Er war für mich wie ein Bruder, bester Freund und Beschützer gleichzeitig. Er sorgte sich um mich.
Als er mich eines Abends nach Hause brachte, passierte es: er küsste mich. Flüchtig, Vorsichtig. Ich schaute auf den Boden. Beschämt, irritiert. Er wünschte mir eine Gute Nacht und ich drehte mich auf dem Absatz um und lief ins Haus. Es war eine Katastrophe, für mich jedenfalls. Wir klärten die Situation. Als ich ihm beichtete, dass dieser Kuss mir nichts bedeutet hatte, reagierte er trotzig. Er meldete sich eine Woche nicht und ich dachte, es wäre vorbei. Es schmerzte, weil ich nicht wusste an wen ich mich wenden sollte in dem ganzen Dilemma. Sonst war er immer mein Ansprechpartner. Niemand anders konnte mich so gut aufbauen wie er. 
Nach dieser Woche meldete er sich. Er erzählte mir von einer Kristina. Sie war wie eine Puppe. Genau in seinem Alter, hübsch, vollbusig, blond und etwas kleiner. Er schwärmte von ihr, sagte sie sei toll. Tief in mir stach es. Ich war eifersüchtig auf sie, verfluchte sie still und war neidisch. Ich war zu jung für ihn, nicht so wie sie. Ich dachte, ich würde ihn an sie verlieren doch ich zeigte keine Gefühle und keinen Schmerz. Er merkte trotzdem irgendetwas, dieser Junge kannte mich einfach zu gut.
Als wir uns wiedersahen war es erst seltsam doch dann irgendwie auch sehr vertraulich. Er nahm mich in den Arm, ich schaute auf und küsste ihn. Ja, ich hatte Gefühle für einen Jungen, an den ich vorher immer nur im freundschaftlichen Sinne gedacht hatte. Jetzt wollte ich ihn neben mir, neben meinem Herzen. 
Trotzdem hatte er weiterhin Kontakt mit Kristina, was mich störte. Doch ich sprach nie aus was er mir bedeutete und was ich fühlte. Er war oft feiern und ich konnte nie mit, meine Eltern waren streng und ich konnte ihm nicht viel Spaß und Abenteuer bieten. Nicht so wie Kristina. Wir streiteten oft, kamen immer fast zusammen bevor wir uns wieder entsetzlich lange ignorierten aus irgendwelchen Gründen. Er schob es auf mein Alter und ich auf seinen Wunsch nach Bestätigung von meiner Seite. Er verlangte zu viel und ich fühlte mich eingeengt. Doch das war nicht der Grund, wieso es scheiterte. 
In der Zeit in der wir glücklich waren, war ich überglücklich. Mir ging es gut mit ihm und ihm mit mir. 
Silvester 2012. Wir hatten mal wieder 2 Wochen keinen Kontakt gehabt, als eine SMS von ihm kam, in der er beteuerte, dass er mich vermisse und brauche. Ich schmolz dahin, darauf hatte ich nur gewartet. Am 1. Januar fuhr ich zu ihm, wir sahen uns lange an und sagten nichts. Aber an dem Tag kamen wir zusammen. Als ich wieder zu hause war, schreib er mir wieder eine SMS. Er meinte, ich wäre unter aller Sau und so was Niveauloses hätte er nicht verdient. Mittlerweile weiß ich dass ein Kumpel ihm eingeredet hatte, ich sei ein ziemliches Flittchen und das hatte ihm zugesetzt. Ich war die erste die er geliebt hatte. Ich fragte ihn ob es sein Ernst wäre und er antwortete mit einem Ja. Und schwupps, die Beziehung war auch schon wieder beendet. Auf Facebook wurde das noch lang und breit von seinen Freunden in aller Öffentlichkeit ausdiskutiert aber ich hatte kein Interesse mehr an ihm. Ich war zu gedemütigt und enttäuscht, als das ich noch weitermachen wollte. Es zerriss mich innerlich doch ich trug es mit Fassung. Kein Ausrasten, kaum Tränen. Ich schluckte er runter. Ein hässliches Ende.


Ich habe ihn geliebt und liebe ihn noch immer. Er war ein wichtiger Bestandteil meines Lebens und ich habe ihm verziehen, denn die Gefühle, die ich mit ihm erlebt hatte, waren unglaublich. Ich habe gezittert, gefühlt und geküsst. Ich bin geflohen und bin doch immer wieder zu ihm zurückgekehrt. Er hat dieses gewisse Etwas, das mich verrückt nach ihm machte. Die Gefühle werden verblassen doch niemals die Erinnerungen. 
Wir hatten nie ausgesprochen, dass wir uns liebten. Doch es war immer klar und deutlich das, was uns verband.


anonym

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