Deine Stimme hören war immer das Schönste

Meine erste große Liebe hatte ich im Frühling vor gut 2 Jahren.
Ich schaute im Bus zum ersten Mal in seine wunderschönen blauen Augen,
als wir über eine gemeinsame Freundin lachten, die mit seinem iPod nicht
klarkam, ich seh dein süßes Lächeln noch genau vor mir.
Wir schrieben, lernten uns etwas besser kennen, du schlugst
ein spontanes Treffen vor, du wolltest deine Großeltern besuchen,
sie wohnten in meiner Nähe. Ich kam mit dem Fahrrad vorbei, du
musstest Rasenschnitt haken. Im Gun's'Roses T-Shirt und Gummiestiefeln.
Wir redeten, hatten Spaß, aßen Kuchen von deiner Oma.
Du hast mich in der Schubkarre durch den Garten gefahren, ich
hab dir ein Moosherz und eine Gänseblümchenkette gebastelt,
später hast du mich nach Hause gebracht.
Unser zweites Treffen war eine echte Überraschung.
Ich hatte Besuch von einer Freundin und schaute nichtahnend aus
dem Küchenfenster, da sah ich ihn und deinen Freund mit dem Fahrrad
in unsere Einfahrt einbiegen.
An meinen panischen Ausruf 'Oh mein Gott, meine Haare!' erinnern
sich noch heute alle. Wir waren kurze Zeit zu viert, dann mussten
beide unserer Freunde nach Hause.
Die Sonne ging schon langsam unter
und wir waren auf unserem Riesntrampolin, lagen einfach
nur nebeneinander und haben geredet.
Ich war ihm so nah, so oft kurz vor einem Kuss.
Einmal habe ich mein Gesicht lachend weggedreht, kurze
Zeit später haben sich unsere Lippen dann doch getroffen.
Ich war unglaublich glücklich, es war nicht mein erster Kuss,
aber mein erster Zungenkuss. Ich muss zugeben, es hat mich ein
bisschen überfordert. Aber er war so lieb und süß und so lagen
wir bis zum Sonnenuntergang dort und haben uns geküsst, wir hatten
beide Schmetterlinge im Bauch. Als er fahren musste und ich zurück
zu Mama in die Küche kam hatte sie ein dickes Grinsen im Gesicht.
'Mama, was ist los?' 'Du weißt, dass man euch von hier aus wunderbar
beobachten konnte?' Einerseits war es mir schrecklich peinlich,
andererseits war ich so unendlich glücklich und beflügelt, dass es
ruhig alle wissen durften.
So kamen wir kurze Zeit später richtig zusammen. Trafen uns so oft
bei ihm und bei mir, sammelten so viel gemeinsame Erfahrungen.
Ich war 13 und bin ihm so dankbar, für alles, was er mir gezeigt hat.
Er war unheimlich musikalisch, spielte wunderschön Gitarre und hatte
eine Stimme zum dahinschmelzen.
So oft hat er mir etwas vorgesungen und egal was es war, ich war
begeistert. Er hat mir seine Gitarrenleidenschaft nah gebracht,
ich habe angefangen zu spielen. Mittlerweile habe ich drei Gitarren.
Richtig gestritten haben wir uns eigentlich nie.
Ein paar kleine Eifersüchteleien, aber Streit? Nie.
Er war so ein Traumtyp, viele standen auf ihn. Ich war
so stolz, seine Freundin zu sein.
Er hat sich super mit meinen Eltern verstanden, mein Papa sah ihn
schon als Schwiegersohn. Wenn die beiden zusammen waren, hatte ich
echt nichts mehr zu lachen.
Er war so gut, so hübsch, so lieb, so intelligent, so reif,
so aufmerksam, so nahezu perfekt.
Unsere Beziehung hielt knappe 4 Monate.
Am Ende wurde er immer abweisender, ich wusste, das irgendwas
nicht okay ist, aber die Trennung hätte ich nicht erwartet.
Er schrieb einen langen, ehrlichen Text, aber bei icq.
Das habe ich ihm bis heute nicht verziehen, er hat geglaubt,
er tut mir so weniger weh, aber das war einfach nur feige
und respektlos.
Ich las alles und brach in Tränen aus, schmiss mich auf mein Bett,
konnte nur noch weinen. Meine kleine Schwester fand mich so irgendwann und hat mich getröstet, sie war so lieb.
Die Zeit danach war verdammt schwer für mich. Ich schwankte zwischen keinem Kontakt und Freunde bleiben.
Nach mehreren wir-sprechen-uns-aus Versuchen entschied ich mich für Funkstille, was auch gut so war.
Ein gutes Jahr später hatten wir wieder mehr Kontakt, aber seine neue Freundin hasste mich und wollte nicht, dass wir uns treffen.
Wir kamen gut miteinander klar, uns verband so viel, das war eine gute Basis für eine weitere Freundschaft.
Mit deiner Neuen lief es oft schlecht, ich hab dir immer zugehört.
Als bei euch Schluss war, hast du dich ewig bei mir ausgeheult.
Irgendwann kam eine Zeit, wo ich uns beiden wieder eine Chance geben
wollte und er signalisierte das Gleiche.
Es folgten ein paar leidenschaftliche Treffen, wir küssten uns,
machten rum. Mehr aber auch nicht, es hat einfach nicht nochmal
für eine Beziehung gereicht.
Aber selbst das war okay, Spaß war okay.
Weil er es war, weil sowas mit ihm okay war.
Er kam wieder mit der Freundin nach mit zusammen, bis heute
sind sie glücklich.
Und wir beide? Gute Freunde, und es funktioniert wirklich!
Wir kennen uns so gut, verstehen den anderen und haben keine
Gefühle mehr füreinander. Ich liebe ihn als meinen besten Freund,
und vermutlich werde ich es immer tun.
Er war meine erste große Liebe und ich habe so viele
wunderschöne Erinnerungen an unsere Zeit.

Kathy, 15